ich … Ich … ICH … aber sowas von
„Wir müssen jetzt ganz leise sein, sonst kann uns das Wild hören!“ Die Moderatorin dreht sich mit einem verschwörerischen Gesicht in die Kamera. Ständig drängt sie sich ins Bild, baut sogar im Garten eines Wissenschaftlers ein Zelt auf, um an einem Tisch mit Laptop weiter zu berichten, dass wir als geneigte Zuschauer etwas zu sehen bekommen, wenn der Wissenschaftler mit seinem Bildmaterial vorbeikommt. Vielleicht sogar einen dieser schlimmen Wölfe, die beispielsweise im Yellowstone Nationalpark das ökologische Gleichgewicht wieder prima hinbekommen haben. Es war ein Beitrag des NDR über die Rettung der Arten. Aber offenbar sollte die Spezies „Moderator“ erhalten und gerettet werden. Warum können nicht einmal die, die über die Natur berichten, hinter der Natur zurückstehen?
Es scheint mir ein Phänomen der Zeit zu sein, dass Menschen sich nicht mehr genug gesehen fühlen. Das Ich ist offenbar übergroß. Im Theravada-Buddhismus ist eine der ersten Fragen, die sich Novizen stellen müssen: „Wer bin ich?“ Oder auch: „Wer meditiert?“. Oder: „Wer schreibt denn jetzt hier?“
Mit der Zeit wird klar, dass es das Ich nicht gibt. Es ist eine Illusion. Aber zurück zur Natur. Franz von Assisi predigte den Vögeln, war ganz eins mit den Tieren, ein Ego war nicht zu finden. Rochus lebte mit einem Hund zusammen im Wald und der Hund versorgte ihn mit Nahrung. Auch er war eins mit Natur und Tier, vor allem weil ihn der Rest der ichbezogenen Bevölkerung ablehnte. Und schließlich auch Buddha Siddharta Gautama. Auch er ging in den Wald und erläuterte den Tieren zum ersten Mal seine tiefe Erkenntnis. Hätte es damals schon Fernsehen gegeben, bin ich mir ziemlich sicher, dass sich Siddharta nicht alle zwei Minuten in die Kamera gedreht hätte.
Thich Nhat Hanh schrieb: „In diesem Augenblick ist die Erde über Ihnen, unter Ihnen, um Sie herum und sogar in Ihnen. Die Erde ist überall. Vielleicht denken Sie, die Erde wäre nur der Boden unter Ihren Füßen. Doch das Wasser, das Meer, der Himmel und alles um uns herum stammen von der Erde. Oft vergessen wir, dass uns der Planet, auf dem wir leben, alle Bestandteile gegeben hat, aus denen unser Körper besteht.“
Ach ja … Sie müssen bei mir keinen Daumen hoch oder ein Abo dalassen. Ehrlich.