Achtung: Der Schmetterling kommt
Wie die Zeit vergeht. Zeit heilt alle Wunden. Er hat das Zeitliche gesegnet. Das ist nur eine kleine Auswahl von Phrasen, die wir im Zusammenhang von Zeit nutzen. Irgendwie hat das immer mit einer Handlung zutun oder einer Abfolge von Ursache und Wirkung. Zeit könnte aber auch ganz anders verstanden werden, so wie Dogen Zenji im 13. Jahrhundert, als „Sein-Zeit“.
In seinem Werk, dem Shōbōgenzō, beschrieb der Gründer des Sōtō-Zen die „Sein-Zeit“. Für ihn bedeutete die Zeit, dass sie Sein ist. Zeit ist Existenz, Existenz ist Zeit. Und – alle Dinge existieren in uns selbst. Jedes Ding, jedes Wesen in der ganze Welt ist Zeit. Wenn wir einen Fluß durchqueren oder einen Berg erklettern sind wir Zeit. Manchmal wird die Zeit nur dann verstanden, wenn sie mit Handeln im Zusammenhang gebracht wird. Beispiel: Wenn wir um halb zwei Uhr Mittagessen, dann gibt es nicht nur heute Mittag und halb zwei und essen. Die Begriffe sind aber tatsächlich nicht getrennt voneinander. Um halb zwei werden wir Mittagessen. Mittagessen ist halb zwei. Auch der Ort an dem wir uns dann treffen ist nicht getrennt vom Mittagessen. Und wenn uns der Ort nicht gefällt und wir uns einen anderen Ort wünschen, dann existiert dieser Ort nur in unsere Fantasie. Er ist nicht real. Wirklichkeit ist nur der Ort, an dem wir um halb zwei unser Mittagessen haben.
Genauso sind wir immer wieder gefangen in dem Denken von Ursache und Wirkung, obwohl es keine zeitliche Trennung gibt. Beides existiert in der Zeit. Beispiel: Die Blume öffnet sich. Der Schmetterling kommt. Der Schmetterling kommt. Die Blume öffnet sich. Wir aber denken: Die Blume öffnet sich, weil der Schmetterling kommt oder die Sonne scheint. Oder der Schmetterling kommt, weil sich die Blume öffnet. In Wirklichkeit gibt es diese Kausalität nicht. Blume und Schmetterling sind in der Sein-Zeit. Nichts ist voneinander getrennt auch nicht in der Zeit.