Na! Du wirst doch wohl nicht den Finger heben
Wie mach ich das denn jetzt? Wie kann ich mein Ego überwinden, schließlich bin ich doch ich? Die Lehre des Zen ist voller Fragen. Ich will sie aber beantwortet haben, los jetzt. Nun – es ist schade, denn die Lehre des Zen hat nichts mit Wissen zu tun und genau darum sitzen wir und meditieren. Es geht um nichts, es ist sinnlos, es ist Un-Zen. Ich möchte dazu einen Satz von Hermann Hesse aus seinem Buch Siddhartha zitieren: „Wissen kann man mitteilen, Weisheit aber nicht. Man kann sie finden, man kann sie leben, man kann von ihr getragen werden, man kann mit ihr Wunder tun, aber sagen und lehren kann man sie nicht.“
Das ist es. Und was soll ich jetzt machen? Keine Ahnung. Vielleicht einfach nur sitzen und nicht darüber nachdenken. Wir brauchen das Wissen nicht, da alles schon da ist. Es ist ein bisschen so als würden wir in einem Süßwassersee dümpeln und schreien: „Hilfe – ich verdurste.“ Da kann ich nur den Zeigefinger heben, so wie es Hesse in dem Gedicht „Der erhobene Zeigefinger“ beschrieb:
Meister Djü-dschi war, wie man uns berichtet, von stiller, sanfter Art und so bescheiden, daß er auf Wort und Lehre ganz verzichtet, denn Wort ist Schein, und jeden Schein zu meiden war er gewissenhaft bedacht. Wo manche Schüler, Mönche und Novizen vom Sinn der Welt, vom höchsten Gut in edler Rede und in Geistesblitzen gern sich ergingen, hielt er schweigend Wacht, vor jedem Überschwange auf der Hut. Und wenn sie ihm mit Fragen kamen, den eitlen wie den ernsten, nach dem Sinn der alten Schriften, nach den Buddha-Namen, nach der Erleuchtung, nach der Welt Beginn und Untergang, verbleib er schweigend, nur leise mit dem Finger aufwärts zeigend. Und dieses Fingers stumm-beredtes Zeigen ward immer inniger und mahnender: es sprach, es lehrte, lobte, strafte, wies so eigen ins Herz der Welt und Wahrheit, daß hernach so mancher Jünger dieses Fingers sachte Hebung verstand, erbebte und erwachte.