Bibedi … bibedi … bedi … Buhhhh
Möglicherweise funktionierte früher ja auch einmal Abrakadabra. So ist es jedenfalls hier und da zu lesen. Wer allerdings völlig im Trend liegen will, benutzt natürlich das neue Zauberwort: Achtsamkeit. Und schon ist man in einer anderen, einer Zauberwelt. Die Achtsamkeit ist zu einem Megatrend geworden und alles muss achtsam sein, um super funktionieren zu können. Das normale Yoga wird zum Achtsamkeitsyoga. Habe ich vorher alle Asanas völlig unachtsam eingenommen, quasi in Trance? Ich hoffe doch mal nicht. Gärtnern geht nur noch achtsam, einfaches gehen sowieso und bringt man die Müllsäcke raus … dann aber bitte achtsam. Es ist zu einer Popkultur pervertiert. Früher war es Yoga, dann das Joggen (oder war es umgedreht) und heute ist es die achtsame Meditation in allen Lebenslagen.
Um worum geht es dabei eigentlich? Doch wohl darum, dass wir glücklich oder zumindest zufrieden unser Leben verbringen. Im Umkehrschluss heißt dieser Megatrend, dass die halbe Gesellschaft mit dem Leben unglücklich ist. Da stimmt doch was nicht und auch der achtsame Toilettengang wird an dem Allgemeinzustand nichts ändern. Na – dann war der Mensch eben nicht achtsam genug. Selbst Schuld. Dabei hat alles einfach damit zutun, die Phänomene um uns herum und in uns wahrzunehmen. Dafür ist es wichtig einmal kurz zu stoppen im Tun, und drei bewusste Atemzüge durch die Nase streichen zu lassen. Den Autopiloten des Gelebtwerdens einfach zu stoppen. Ja – auch das Handy weglegen und feststellen, dass der User ohne Social Media überleben kann. Es gibt eine reale Welt in der wir leben und die uns durchdringt. Das war’s, das ist das ganze Abrakadabra.
„Einen klaren Geist besitzen“, nennt es Zen-Mönch Thich Nhat Hanh: „Wir üben, um genug Kraft zu haben, unseren Problemen wirksam zu begegnen. Das können wir nur, wenn wir ruhig, wach und geerdet sind. Deshalb müssen wir uns in der Kunst des Innehalten üben. Dann werden wir ruhiger, und unser Geist wird so klar wie Wasser, nachdem sich die Schlammpartikel abgesetzt haben.“