Erkenntnis Meditation Philosophie

Dao Thien … gibt’s nicht – oh wohl!

Da war doch die Geschichte mit der Katze. In einem Zenkloster wurde heftigst und inbrünstig meditiert, bis eine Katze es besonders gemütlich fand, auf dem Tatamis herumzuschleichen. Aus war’s mit dem Meditieren. „So geht das nicht!“, befanden die Mönche und kamen auf die Idee, die Katze mit einem weichen, flauschigen Bändchen anzubinden. So ließ sich nun wieder vortrefflich und ungestört meditieren. Die nächsten Tage und Wochen wurde die Katze jedesmal während der Meditationszeit angebunden und selbstverständlich danach auch wieder freigelassen. Eines Tages aber kam die Katze nicht mehr. Die Mönche wurden unruhig. Und so richtig meditieren ging auch nicht mehr. Die Katze war ja nicht da. Genau so geht es in manchen Klöstern. Es muss etwas immer in der gleichen Weise gemacht werden, sonst kann das nichts. Wie soll man denn ordentlich meditieren können, wenn man keine Robe trägt? Eine kleine Mala für das Handgelenk muss natürlich auch her. Ach ja und das gemeinsame Rezitieren einiger wichtiger Sutras. Reden darf der Praktizierende natürlich auch nicht, wenn er den Raum betritt. Uns so weiter. Schließlich ist das alles auch Tradition. Eigentlich sind das aber alles nur Katzen. Der französischer Philosoph Jean Jaurès, er lebte im 19. Jahrhundert, sagte einmal: „Tradition ist nicht der Asche zu huldigen, sondern die Flamme weiter zu tragen.“ Genau das versucht die Schule des Dao Thien. Es ist absolut nichts neues, es ist das Schwimmen des Koi in Richtung Quelle, bis er das Drachentor erreicht und sich in einen Drachen verwandelt, der davonfliegt, frei und ohne Anhaftung.

Zerreisst die Sutren

Zur Quelle des Zen / Chan wollte auch Huineng. Ihm war klar, dass der Urgrund nicht mit gelehrten Worten erfasst werden kann. Schließlich hatte er die Faxen dicke. Alle hielten sich immer für gelehrt und hatten viele Texte, die überlieferten Sutren, gelesen. Aber der wahre Dharma ist nicht auf einem Blatt Papier oder in gezeichneten Worten zu finden. Der chinesische Meister des Chan, Huineng, lebte von 638 bis 713 in Nordchina, im Kloster von Hongren. Er lehnte das intellektuelle Geschwafel ab, das ohne Substanz war. Da sein Lehrmeister Schwierigkeiten für ihn befürchtete, durfte Huineng nicht als Lehrmeister auftreten. Dennoch begründete er schließlich die Südliche Schule des Chan.

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