Keine Zeitlichkeit in der Gegenwart
„O Zeit, unterbrich deinen Flug!“, heißt es manchmal ein wenig poetisch. Die Zeit wird herbeigesehnt oder es wird versucht sie zu stoppen. Aber die Zeit ist unerbittlich. Sie ist nicht aufzuhalten. Das einzige, was wirklich hilft, ist, in der Gegenwart zu leben. Die Gegenwart hat keine Zeit. Wenn sie vergeht, ist sie Vergangenheit und wenn wir nach vorne blicken ist es die Zeit, die vielleicht noch vor uns liegt, die Zukunft. Aber die Gegenwart selbst ist ein zeitloser Zustand. Unser Denken und Handeln geht davon aus, dass wir nicht in der Gegenwart sterben. Wir sterben immer, und das wissen wir, in der Zukunft. In der Vergangenheit können wir nicht sterben, wir können nur die Erfahrung des Todes bei anderen Menschen machen. Aber das betrifft ja niemals uns selbst.
Im Zen ist das Verweilen auf dem Zafu, dem Sitzkissen, das Lernen des Todes in der Gegenwart. Dogen Zenji hat das im 13. Jahrhundert in Japan selbst erfahren, als ein Fürst drohte, ihm den Kopf abzuschlagen. Dogen Zenji setzte sich ruhig hin und meditierte in der Gegenwart. Der drohende Tod spielte keine Rolle mehr. Er konnte ja nur in den nächsten Minuten kommen und das war die Zukunft und nicht die Gegenwart. Wovor sollte man sich also in der Gegenwart fürchten? Im Zazen zu sitzen, ist zuhause sein. Ich bin schon da und muss nirgends hin.
Hinzu kommt, dass wir wissen, dass wir sterblich sind. Also kann es eigentlich nicht wirklich überraschend sein, wenn wir sterben. Wir haben es ja gewußt! Der Tod selbst ist nicht das, was uns erschreckt oder Angst macht. Der Mensch weiß nicht ob oder was danach kommt. Und das macht ihm Angst. Aber da sind wir schon wieder bei den Gedanken über zukünftiges. Wir machen uns Gedanken über etwas, das wir in der Gegenwart nicht wissen können.
Warum bleiben wir nicht in der Ewigkeit der Gegenwart?