Dao Thien
Einfach nur sitzen ist langweilig. Kann aber auch anstrengend sein. Es ist das Sitzen mit gekreuzten Beinen, die Knie berühren den Boden, der Rücken ist gestreckt und die Hände ruhen entspannt etwa in Höhe des Bauchnabels. Halt … das ist eine angebundene Katze und die Schule des Dao Thiền sucht und lebt die Quelle des Zen, den Ursprung der verschiedenen Richtungen. Nun – das mit der Katze geht so:
In einem Zenkloster wurde heftigst und inbrünstig meditiert, bis eine Katze es besonders gemütlich fand, auf dem Tatamis herumzuschleichen. Aus war’s mit dem Meditieren. „So geht das nicht!“, befanden die Mönche und kamen auf die Idee, die Katze mit einem weichen, flauschigen Bändchen anzubinden. So ließ sich nun wieder vortrefflich und ungestört meditieren. Die nächsten Tage und Wochen wurde die Katze jedesmal während der Meditationszeit angebunden und selbstverständlich danach auch wieder freigelassen. Eines Tages aber kam die Katze nicht mehr. Die Mönche wurden unruhig. Und so richtig meditieren ging auch nicht mehr. Die Katze war ja nicht da. Genau so geht es in manchen Klöstern und Zen-Dojos. Es muss etwas immer in der gleichen Weise gemacht werden, sonst kann das nichts. Wie soll man denn ordentlich meditieren können, wenn man beispielsweise keine Robe trägt? Eine kleine Mala für das Handgelenk muss natürlich auch her. Ach ja und das gemeinsame Rezitieren einiger wichtiger Sutras. Reden darf der Praktizierende natürlich auch nicht, wenn er den Raum betritt. Uns so weiter. Schließlich ist das alles auch Tradition.
Eigentlich sind das aber alles nur Katzen. Der französischer Philosoph Jean Jaurès, er lebte im 19. Jahrhundert, sagte einmal: „Tradition ist nicht der Asche zu huldigen, sondern die Flamme weiter zu tragen.“ Genau das versucht die Schule des Dao Thien. Es ist absolut nichts neues, es ist das Schwimmen des Koi in Richtung Quelle, bis er das Drachentor erreicht und sich in einen Drachen verwandelt, der davonfliegt, frei und ohne Anhaftung. Der Ursprung des Zen liegt im chinesischen Daoismus und Buddhismus. Allerdings begriffen die Chinesen den Buddhismus nur als eine komische Form des Daoismus. In Vietnam entwickelte sich Thiền (Zen auf vietnamesisch). Der Mönch Thich Nhat Hanh suchte die ursprünglichen Elemente des Zen wieder freizulegen. Er lehrte und praktizierte von daher eine Form des Zen, der ohne Katzen auskam.
Die Schule des Dao Thiền versucht beides miteinander zu verbinden und wie ein koi weiter des Fluß aufwärts zu schwimmen, um der Quelle so nah wie möglich zu kommen. Dafür muss der Praktizierende, der Meditierende, nur bequem sitzen und seine Gedanken ziehen lassen. Das ist sehr einfach. Dogen Zenji reiste im 13. Jahrhundert nach China, um wieder das wahre Zen zu lernen. Denn in Japan gab es zu seiner Zeit schon sehr viele Schulen, die alle sagten wie es geht. Dogen Zenji zweifelte daran. In China fand er den Daoismus im Chan (Zen auf chinesisch) und brachte ihn zurück nach Japan. Es gab nur eines was für ihn künftig wichtig war: Shikantaza, einfach nur sitzen. Und – versucht der Meditierende dabei auch noch seine Gedanken ziehen zu lassen, ohne jeden einzelnen aufkommenden Gedanken weiter zu stricken, wird das Zen-Meditation genannt.
Was bringt mir die Meditation?
Die AOK gibt folgende Vorteile an:
- die Stressreaktionen des Körpers werden vermindert
- das Schmerzempfinden wird gelindert
- der Blutdruck wird gesenkt
- das Immunsystem wird gestärkt
- die mentale Widerstandskraft und Flexibilität wird gefördert
Die Einheit in der Vielfalt
Der Mensch sieht eine Wolke, die sich langsam auflöst und an anderer Stelle sich wieder in einer neuen Form bildet. Sie ist immer da, denn auch wenn sie nicht mehr zu sehen ist, ist sie dennoch Bestandteil der Welt – als Wasser. Das Dao ist das Wasser und um es zu empfinden, praktizieren wir wie die Schule des Dao Thiền aufzeigt.
Es handelt sich aber immer um die gleiche Wolke nur in verschiedenen Formen und Zuständen. Nehmen Sie sich eine Tafel Schokolade. Öffnen Sie die Tafel und sehen sich die verschiedenen Stückchen an und entscheiden sich für eines, das ihnen am besten gefällt. Sie riechen daran, Sie fühlen die Oberfläche, Sie informieren sich darüber woraus die Schokolade besteht und wie sie hergestellt wurde. Aber wenn Sie die Schokolade nicht in den Mund nehmen und sie schmecken, werden Sie nicht wissen, was Schokolade ist. Genauso ist es mit der Meditation.
Wählen Sie eine Meditation aus, informieren Sie sich. Aber nur beim Meditieren selbst, beim Praktizieren, werden Sie feststellen was Meditation ist.